Miteinander statt Gegeneinander
Angehörige, die sich einbringen und einen Pflegebedürftigen regelmäßig unterstützen sollen wertgeschätzt und in Entscheidungsprozesse einbezogen werden.
Intervention eine positive Wende nahm.
In der Praxis erleben wir häufig Machtkämpfe zwischen Pflegekräften und Angehörigen. Gerade engagierte Angehörige, die bestimmte Verordnungen und Abläufe kritisieren, müssen mit starker Gegenwehr rechnen. Meist solidarisiert sich das Personal gegen den kritischen Angehörigen. Man einigt sich darauf, seine Einwände zu ignorieren und erklärte diese z. B. mit Schuldgefühlen gegenüber der Mutter etc., die man ins Heim geben musste. Oft wird der Ärger über den Angehörigen sogar an die Bewohner weitergegeben. Das Klima ist angespannt, Feinseligkeit liegt in der Luft. Viele Angehörige lenken darum ein, und sagen lieber nichts mehr, weil sie verhindern wollen, dass sich die Situation für die Mutter, den Vater, Bruder, Schwester etc. verschlechtert. Andere, die das nicht können, müssen mit Kündigung, Hausverbot, Pflegeverbot oder gar im schlimmsten Falle mit dem Entzug der Betreuung rechnen. Denn wenn die Fachleute im Heim oder Krankenhaus vor Gericht erklären, dass die Betreuerin mit ihrer Haltung das Leben des Betreuten gefährdet, kann kurzerhand ein Berufsbetreuer vorgeschoben werden. Derartige Beispiele von Angehörigen die uns gemeldet wurden, sind erschreckend. Das Foto hier repräsentiert eine solche Situation, die jedoch dank unsererGrundposition des Pflege-SHV
- Bevollmächtigte, betreuende und begleitende Angehörige müssen von Pflegediensten und Ärzten in alle Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Fachleute dürfen nichts über deren Kopf hinweg bestimmen.
- Konfliktsituationen zwischen Angehörigen und Fachkräften sollten stets im Gespräch geklärt werden. Dabei empfehlen wir, die Hilfe einer MediatorIn oder SupervisorIn hinzuzuziehen. Schwelende Konflikte stören das Arbeitsklima, demotivieren Mitarbeiter und binden Zeit und Kraft.
- Wir setzen uns ein für ein konstruktives Miteinander aller an der Pflege und Betreuung beteiligten. Denn nichts belastet Hilfebedürftige und Helfer mehr, als dicke Luft im Haus. Störungen auf der Beziehungsebene in den Teams, zwischen den Angehörigen und Akteuren sollten verhindert oder frühzeitig behoben werden. Wenn wir den Menschen in den Vordergrund stellen, müssen wir bei der Beziehungsqualität ansetzen. Ob er will oder nicht, tritt jeder Mensch mit jeder Begegnung in Beziehung zu dem Anderen.
Wodurch soll das Ziel erreicht werden:
- Indem wir Beispiele vorbildlicher Zusammenarbeit aufzeigen
- Indem wir Angehörige ermutigen sich aktiv zum Wohle des Pflegebedürftigen einzubringen, auch gegen den Widerstand von Behörden, Ärzten und Pflegekräften.
- Indem wir Angehörige in besonderen Konfliktsituationen konkret bei der Wahrung dieser Aufgabe und ihrer Rechte unterstützen.
Was wurde bisher unternommen/erreicht (Stand Oktober 2010):
- Dieser Bereich nimmt zeitlich den größten Raum unserer ehrenamtlichen Tätigkeit ein. Da die Situationen oft bereits verfahren sind, wenn Angehörige den Weg zu uns gefunden haben.
- Häufig sind es Probleme im Zusammenhang mit der gesetzlichen Betreuung, die einer Entrechtung/Entmachtung gleichkommen und aufwändiger Recherchen und Stellungnahmen bedürfen.
- Einen ersten Erfolg konnte ich im September 2010 verbuchen. Hier haben meine Stellungnahmen den Richter veranlasst, der Angehörigen die Betreuung zuzusprechen.
- Die willkürliche Auslegung des Betreuungsrechts ist in allen uns vorliegenden Fällen als massiver Verstoß gegen die Achtung der Menschenwürde zu werten. Hier werden wir uns auch in Zukunft stark machen müssen.