Bewahrung vor Gewalt und anderen Rechtsverletzungen
Der Pflege-SHV setzt sich dafür ein, dass auf Meldungen von Gewalt und anderen Rechtsverletzungen im Umgang mit Hilfeabhängigen angemessen reagiert wird und niemand gekündigt oder ausgegrenzt werden darf, der es wagt Mängel aufzuzeigen.
Die viel beklagten Missstände in der Pflege haben letztlich nur einen Grund, dass die Zeugen der Vorkommnisse darüber schweigen. Angehörige, Hausmeister, Putzfrau, Ärzte, Pflegemitarbeiter, Apotheker, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Sozialarbeiter: alle Personen die in Pflegeeinrichtungen ein- und ausgehen, hüllen sich zumeist in Schweigen. Sei es aus Angst vor Kündigung oder Hausverbot oder weil befürchtet werden muss, sich gegen den Vorwurf übler Nachrede verteidigen zu müssen. Wenn es gelänge, dieses Kartell des Schweigens und Wegsehens zu durchbrechen, könnten wir Heimkontrollen und Pflegenoten abschaffen, denn dann würden Leistungsanbieter auch ohnedies für menschenwürdige Verhältnisse sorgen.
Grundposition des Pflege-SHV
- Der Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen, sollte Rechtsverbindlichkeit erhalten. > Pflegecharta
- Dem Schutz Pflegebedürftiger vor Willkür und Gewalt muss eine höhere Priorität eingeräumt werden. Aktuell schützen Gerichte eher die Heimbetreiber vor etwaiger Rufschädigung. > Whistleblowing
- Mitarbeiter von Einrichtungen und Pflegediensten sollten darin bestärkt werden, offensichtliche Misshandlungen oder andere Rechtsverletzungen gegenüber Schutzbefohlenen, anzuzeigen. Eine berechtigte Anzeige darf nicht zum Nachteil für den Mitarbeiter ausgelegt werden. > Pflege klagt an
- Mit offensichtlichen Verletzungen der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen, muss man offensiv umgehen. Anonyme Beschwerdeforen, wie das des KDA, stärken "Hinten-herum-Aktionen" in der Pflege. Außerdem macht alleine die Bezeichnung "kritische Ereignisse" die allgemeine Mentalität des Vertuschens und Bagatellisierens deutlich. > KDA-Jammerportal für gebeutelte Pflegekräfte
- Um die Aufklärungsrate von Gewalt in der Pflege zu erhöhen bedarf es speziell geschulter Kräfte. Dem nicht spezialisierten Polizisten oder Staatsanwalt fehlen dazu wichtige Voraussetzungen. Auch sollte die Möglichkeit zu verdeckten Ermittlungen in diesem Bereich stärker ausgebaut und genutzt werden. In dem Maße, wie sich die Aufklärungsrate von Gewaltdelikten in der Pflege erhöht, wird sich auch die Sicherheit der Pflegebedürftigen erhöhen.
- Auf regelmäßige Kontrollen, wie sie derzeit der MDK durchführt, kann komplett verzichtet werden. Ein Kontrollorgan muss reichen. Wenn die Heimaufsicht heute selten effektiv ist, muss man daran etwas ändern.
Wodurch soll das Ziel erreicht werden:
- Indem wir auf jede uns mitgeteilte Rechtsverletzung eingehen und den Informanten (Angehörigen, Pflegemitarbeitern) Hilfestellung anbieten, wenn diese sich nicht trauen, ihre Beobachtungen an die entsprechenden Stellen weiterzuleiten.
- Indem wir die Sachverhalte aufarbeiten und stellvertretend weiterleiten, in einer Form, die den Informanten vor Repressalien schützt.
- Indem wir die genannten Positionen in die politische Diskussion einbringen.
Was wurde bisher unternommen/erreicht (Stand Oktober 2010):
- Erstmals hat der Pflege-SHV mit im Oktober 2006 in Berlin, eine öffentliche Diskussion über die mangelnde Rechtssicherheit von Heimbewohnern und Mitarbeitern angestrebt.
Lesen Sie hier den Bericht zur Veranstaltung Pflege klagt an. - Zahlreiche Beispiele unserer Interventionen finden Sie unter Was wir tun , Stellungnahmen, Erfahrungsberichten.
- In jedem Falle wurde unser Schreiben ernst genommen, wenn auch nicht immer im erhofften Sinne. So wurden wir auch bereits mit Abmahnung bedroht. Oder es hat Überprüfungen von Heimaufsicht/MDK gegeben, die keinen Anhaltspunkt für die Beschwerden finden konnten, weshalb nichts unternommen wurde.
- Häufig zieht die Angehörige/Pflegekraft ihre Beschwerde aus Angst wieder zurück und bricht den Kontakt zu uns ab, dann können wir auch nichts tun.
- Wir reagieren außerdem auf Missstandsberichte die im Forum-Pflegenetz berichtet werden, indem wir an die Mitverantwortung appellieren. Mutige Pflegekräfte sind leider Mangelware, das wird u. a. deutlich, beim Lesen diverser kollegialer Ratschläge bei Missstandsmeldungen.
- Bei den Pflege-TREFFs (Pflege-Stammtisch) werden ebenfalls Tipps gegeben und Mut gemacht
- In der Vertragsvereinbarung mit den Einrichtungen, die die „Auszeichnung menschenwürdige Pflege“ erlangen, wurde ein entsprechender Passus formuliert.